Gustav Heinemann (1899-1976),
Politiker (SPD), Bundespräsident der Bundesrepublik
Deutschland (1969-1974). Heinemann wurde am 23. Juli
1899 in Schwelm an der Ruhr geboren. Nach dem 1.
Weltkrieg studierte er Jura und Volkswirtschaft und
war in der Folge Justitiar (1928-1936) und
Vorstandsmitglied (1936-1949) der Rheinischen
Stahlwerke in Essen. Politisch tätig war er seit
seiner Studentenzeit in Marburg: Nachdem er bereits
in der Weimarer Republik für die Deutsche
Demokratische Partei und den Christlich-Sozialen
Volksdienst aktiv gewesen war, engagierte er sich
während des Dritten Reiches in führender Position in
der Bekennenden Kirche. Nach dem 2. Weltkrieg
gehörte er von 1945 bis 1967 dem Rat der EKD
(Evangelische Kirche in Deutschland) an und war von
1949 bis 1955 Präses der Synode der EKD.
1945 trat Heinemann der CDU bei, war von 1946 bis
1949 Oberbürgermeister von Essen, zugleich Mitglied
des nordrhein- westfälischen Landtages (1947-1950)
und Justizminister in Nordrhein-Westfalen (1947/48).
Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland
1949 wurde er erster Bundesinnenminister, trat
jedoch 1950 aus Protest gegen Konrad Adenauers
Wiederbewaffnungspläne von seinem Amt zurück. 1952
verließ er die CDU, gründete die Gesamtdeutsche
Volkspartei und wurde deren Vorsitzender. Nach dem
Scheitern seiner Partei bei den Bundestagswahlen von
1953 löste er sie auf und trat 1957 in die SPD ein.
Den Bau der Berliner Mauer begriff er als Scheitern
Adenauers; Heinemann selbst trat für eine
Neutralitätspolitik ein. Von 1957 bis 1969 war er
Mitglied des Bundestages und des Vorstandes der
SPD-Fraktion. Dem CDU/SPD-Kabinett der großen
Koalition gehörte er von 1966 bis 1969 als
Bundesjustizminister an, als der er u. a. die Große
Strafrechtsreform betrieb. 1969 wurde er auf
Vorschlag der sozialliberalen Koalition unter Willy
Brandt mit den Stimmen der SPD und der FDP zum
Bundespräsidenten gewählt und unterstützte in der
Folge die Ostpolitik der sozialliberalen Koalition.
Heinemann bemühte sich intensiv um die Aussöhnung
Deutschlands mit seinen Nachbarn, um die Aussöhnung
der Deutschen mit Minderheiten und Randgruppen und
um die Wiederbelebung demokratischer und liberaler
Traditionen. Gustav Heinemann starb am 7. Juli 1976
in Essen. Nachrufe würdigten ihn u. a. als
Persönlichkeit von hoher moralischer Integrität und
als einen Politiker, der fest im Christentum
verwurzelt war.
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